Namibia – das Land der trockenen Flüsse

  • 2 Years Ago
  • TN-Inside Story
Wiebke Schmidt, Windhoek

Vor einigen Jahre verbrachte mein Kollege Derrik Briers seinen Urlaub mit der Familie in Schottland. Als sie im Süden Schottlands, in der Nähe von Newcastle auf einer Brücke standen und ins Wasser sahen, fragte ihn sein damals fünfjähriger Sohn, was das sei. Als Derrik ihm antwortete, dass dies ein Rivier sei, wurde er von seinem Sohn nur ungläubig angesehen: „Das kann nicht sein, da ist ja Wasser drin“.

Auf den ersten Blick mag Namibia mit seiner Namibwüste, der Kalahariwüste und einem Teil der Karoo, als ein besonders trockenes Land erscheinen. Wer eine Tour durch das Land unternimmt, dem werden jedoch die vielen Brücken und Flussläufe auffallen, die man über- bzw. durchquert. Beim Betrachten der namibischen Landkarte entdeckt man Unmengen an kleinen Flussläufen und Rivieren.

Vor Jahrmillionen haben gigantische Wassermassen einen Teil der heutigen fantastischen Landschaft Namibias geprägt. Von den Flüssen selbst ist kaum noch etwas übrig, doch Schluchten wie z.B. der Fischfluss Canyon oder Sesriem Canyon sind bleibende Zeugen dieser Wassermassen und beliebte Reiseziele für Touristen.

Nur in der Regenzeit kommt es vor, dass die unendlich vielen Riviere Namibias zum Laufen gebracht werden. Dennoch birgt das Land viel Wasser unter seinem steinigen und sandigen Boden. Vor allem unter der Kalahari sollen sich große Wasservorkommen befinden.

Vor zehn Jahren, im Jahre 2012, haben deutsche Forscher im Norden Namibias in einer Tiefe von bis zu 350 Metern, ein Süßwasserreservoir entdeckt, das rund fünf bis acht Milliarden Kubikmeter Trinkwasser fassen soll (AZ berichtete).

Insgesamt gibt es fünf ganzjährig wasserführende Flüsse:

- Mit seinen 2160 Kilometern ist der Oranje nach dem Sambesi der zweitlängste Fluss im südlichen Afrika. Er entspringt im Hochland von Lesotho und durchquert nahezu das gesamte Südafrika. Nur wenige Kilometer südlich von Aramisvlei bildet der Oranje eine natürliche Grenze zwischen Namibia und Südafrika, bis er bei Oranjemund in den Atlantischen Ozean mündet.

- Im Norden Namibias ist es der Kunene, der ab Ruacanan, von Angola kommend, nach zirka 600 Kilometern in den Atlantischen Ozean mündet.

- Ebenfalls im dem Hochland von Bié in Angola entspringt der Cubango. Ab Mukwe bildet er als Okavango die natürliche Grenze zwischen Namibia und Angola. Ab dann durchquert er den Bwabwata Nationalpark, um in Botswana in das Okavagodelta zu fließen.

- Der vierte Fluss hat mehrere Namen. Als Cuando entspringt auch er dem Hochland von Bié in Angola und bahnt sich in Namibia seinen Weg als Kwando bis an die südlichste Spitze der Sambesi-Region. Ab dort fließt er als Linyanti in nordöstliche Richtung weiter. Auf seine letzten Kilometern wird der Fluss zum Chobe River, um bei Kasane in den Sambesi zu münden.

- Der Sambesi ist der fünfte Fluss in Namibia, der ständig Wasser führt. Lediglich zehn Prozent des insgesamt 2570 Kilometer langen Stroms fließen an Namibia vorbei und bilden somit die Grenze zu dem Länderdreieck Sambia, Simbabwe und Namibia.

Trotz dieser mächtigen Flüsse ist Namibia ein trinkwasserarmes Land. Daher gilt es verantwortungsvoll und sorgsam mit dem lebensnotwenigem Nass umzugehen.